Bereits Ende letzten Jahres reifte die Idee einer gemeinsamen Ausbildung mit den im Hochwasserschutz/Sandsackbau aktiven Feuerwehren im Landkreis Aschaffenburg, zu der auch die Sandsackfüllmaschine des Landkreises hätte zum Einsatz kommen sollen. Nach mehrmaligem Verschieben des Termins, wurde die Veranstaltung für das aktuelle Jahr abgesagt und für das Jahr 2021 neu angesetzt.
Intern konnten die Ausbildungen aber sowohl in Theorie als auch in Praxis durchgeführt werden. Im vorangestellten Theorieteil wurden die einzelnen Deichbauweisen sowie die möglichen Schadensszenarien erläutert; im zweiten Schritt wurden theoretisch die Gegenmaßnahmen wie Auflastung oder eine sog. Quellkade besprochen. Auch Alternativen zum klassischen Sandsack konnten in der Präsentation dargestellt werden. Abgerundet wurde die Theorie mit einem Rechenbeispiel, welches anhand einer angenommenen Schadenslage die Kräfteanzahl, die benötigte Sandmenge und die für die Logistik notwendigen LKW lieferte. Beeindruckend hierbei war, dass es nicht die Mannschaft die an der vordersten Stelle die Säcke verbaut ist, die als „Nadelöhr“ beachtet werden muss. Vielmehr ist es die gesamte Logistikkette, welche stark genug aufgestellt werden muss, um den Einsatzerfolg zu gewährleisten.
Nach dem Theorieteil folgte zunächst die unliebsame Aufgabe rund 350 Sandsäcke händisch, sprich mit Trichter und Schaufel, zu füllen, zu verschließen und fachgerecht auf eine Palette zu verstauen. Gerade dies, im ersten Moment banal erscheinende, Verstauen der gefüllten Säcke auf Standardpaletten ist nicht zu unterschätzen. Wenn hierbei nicht ordentlich gearbeitet wird, gefährdet dies die komplette weitere Logistik, da die Paletten dann nicht mehr sicher verlastet und in geplanter Setzdichte auf den LKW gestellt werden können.
Im dritten Teil folgte dann endlich der ersehnte praktische Teil der Ausbildung: Aufbau diverser Sandsackbauten um Gefahren abzuwenden, Gebäude zu schützen oder eben beschädigte Deiche zu sichern. Hierzu wurde zunächst eine Quellkade errichtet. Diese dient dazu, einen lokalen Wasseraustritt einzudämmen, indem das Wasser an der Austrittstelle aufgestaut wird, um einen Gegendruck zum außenstehenden Hochwasser zu erzeugen. Natürlich wurde auch der klassische Sandsackdamm errichtet, hier konnten verschiedene Anordnungen der Säcke hinsichtlich Stabilität und Sandsackverbrauch miteinander verglichen werden. Zum Schluss wurde noch einige Situationen zum Schutz von Bauwerksöffnungen (Fenster, Türen oder auch Tore) durchgesprochen und probeweise aufgebaut.
Auch wenn der Landkreis Aschaffenburg mit dem Main nur über ein größeres Fließgewässer verfügt, ist es dennoch unabdingbar für einen THW Ortsverband sich im Umgang und mit den Verbau von Sandsäcken auszukennen. Es sind immer wieder gerade die kleinen Gewässer, die im Rahmen von Starkregenereignissen schnell und heftig über die Ufer treten, wie zuletzt geschehen im Mai 2017 im Kahlgrund. Außerdem setzt das THW deutschlandweit auf einheitliche Ausbildungsstandards um eine möglichst nahtlose Austauschbarkeit sowie Verstärkung durch Kräfte aus dem gesamten Bundesgebiet zu ermöglichen.
[Text: J. Stromberg, THW Alzenau; Foto: Bau einer Quellkade (THW Göttingen)]